Der zweite Blog für heute - untrügliches Zeichen, daß ich eine Flugpause eingelegt habe. Arvidsjaur ESNX ist der nächste größere Platz und meldete vorhin noch IFR Bedingungen mit ESNX 181020Z AUTO 19004KT 160V230 3700 DZ FEW002/// BKN003/// BKN008/// 11/10 Q1000 REDZ. Der Blick zur geschlossenen Wolkendecke bestätigt das. Es wird sich für den Rest des Tages einregnen und erst gegen Abend auflockern.

Ich bin richtig froh Gargnäs und Osten Dahlström, die gute Seele des Flugplatzes gefunden zu haben. Mit viel Liebe und zugleich Gelassenheit pflegt und hegt er den Platz genauso wie seine schöne Piper Cub auf Floatern. In Deutschland habe ich noch nirgendwo eine Cub mit Rolls-Royce Motor gesehen. Das perfekte Flugzeug für genau diese tolle Landschaft.



Aus fliegerischer Sicht ist Gargnäs ideal als Basis-Lager für den Weiterflug nach Norden oder zur Erkundung der Landschaft. Eine sichere Option denn fußläufig sind sowohl Tankstelle, Einkaufsladen und ein Bed & Bedfast Gästehaus einfach zu erreichen. Robert und Susanne Wäckerlin, Inhaber des „Anglagard“, bieten hier Ihren Gästen schöne und saubere Zimmer und richtig gutes Essen. Auf Wunsch stehen auch zwei Hütten für Familien zur Verfügung. Als ich gestern abends ankam, erhielt ich auch ein Sandwich gemacht. Ich muß wohl nicht nur müde sondern auch zugleich sehr hungrig ausgesehen haben. Und da beide Schweizer sind (unschwer an der Liebe zum Detail erkennbar) konnten wir uns auch in deutsch unterhalten.



Wer möchte, kann natürlich auch rustikal direkt am Platz Zelten und dort eine kleine Hütte zum Übernachten nutzen. Da ich jedoch jemand bin, der selbst im Winter bei geschlossenem Fenster kaum schlafen kann und mein Körper bereits von der Übernachtung tags zuvor kräftig gelitten hat, lernte ich die Fliegengitter an den Fenstern im „Anglagard“ sehr zu schätzen. Und so viel und so fest wie ich heute geschlafen habe, war der Schlaf wohl auch dringend nötig.



Kommen wir zurück zum Flugplatz: Ein „AD within mountainous area“ schreibt Jeppesen. Eine schöne, ca. 900 Meter lange Graspiste auf 1000 Fuß MSL. Eben und sehr gut gepflegt. Und selbst als ich vorhin im Regen einmal kurz zum Hangar spazieren gegangen bin, war der Untergrund fest und nicht matschig. Der Platz befindet sich auf einer Insel, umgeben von Wasser und Bergen. Etwas Tricky ist beim Anflug auf die 17 eine vorgelagerte Halbinsel mit hohen Bäumen, die es im kurzen Final zu überfliegen gilt. Auch sollte bei Ostwind auf die Baumkante links vom Aufsetzpunkt geachtet werden, denn diese erzeugt dort Rotoren.




Ausgewählt habe ich diesen Platz am Freitag, weil er genau in mein selbst gestecktes 2h-Limit-Raster passte wenn man von Söderhamn Mehud ESUM kommt und nach Kiruna ESNQ weiter will. Und da der PPR-Anruf am Freitag mit Osten bereits so herzlich war, habe ich von Anfang an ein gutes Gefühl gehabt. Beim ersten Anblick des Platzes aus der Luft wusste ich dann sofort: Das ist der perfekte Ort für einen gepflegten Fliegerurlaub. Allein schon die Platzfrequenz 123.450 MHz ist erwähnenswert. Daß am Boden keiner wirklich hinhört, stört niemand. Der Windsack zur Bahnmitte vor dem Hangar ist gut von der Platzrunde (right-hand Runway 35) über dem See aus einsehbar. Bei Anflug auf die 17 habe ich ein einzeln stehendes, rotes Haus etwa 2 NM davor als Wendepunkt gewählt, was gut passte.



Vor einigen Wochen hat im Pilot & Flugzeug Forum jemand nach schönen Destinations für einen Fliegerurlaub mit Fluglatz, Hütten und See gefragt. Das alles passt auf Gargnäs. Daß alles fußläufig so einfach zu erreichen ist, muß man ersteinmal inmitten in der schwedischen Wildnis finden. Und während das schlechte Wetter durchzog, war ich richtig froh bei Osten im Hangar einen Unterschlupf gefunden zu haben. Tausendmal besser als irgendwo an einem großen Flugplatz auf einem GA Apron - ich komme garantiert wieder.




Zum nächsten Teil der Reise...

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