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Longest Day Fliegen

Am kommenden Dienstag ist er da, der längste Tag im Jahr. Die Gelegenheit für außergewöhnliche Zeiten im Flugbuch und einem grandiosen Sonnenaufgang in der Luft.

sonnenstand
Ab wann darf gestartet werden

Dank SERA darf bereits mit Beginn der bürgerlichen Dämmerung geflogen werden. Ob das eine Verbesserung gegenüber der alten Regelung mit ihren festen +/- 30 Min darstellt, bleibt jedem selbst überlassen. Denn wo vorher ein Blick auf die Sonnenauf- und Untergangszeiten ausreichte, bedarf es heute eines Sonnenstandkalenders wenn für den jeweiligen Ort zum entsprechenden Datum keine Dämmerungszeiten angegeben sind.

Von diesen Kalendern existieren etliche im Internet und in Navigations-Apps. Als Beispiel hier der Ausdruck von datum-und-uhrzeit.de wo die frühstmögliche Startzeit (DA = Dämmerungsanfang) zu entnehmen ist. Uns stehen also am heutigen Tag volle 52 Minuten vor Sonnenaufgang zur Verfügung. Aber Vorsicht: Häufige Fehlerquelle sind unterschiedliche Darstellungen zwischen UTC, Ortszeit und den Sommerzeiten. So gilt für obige Angaben immer +1 Stunde für die Sommerzeit, was meist irgendwo im Kleingedruckten nachzulesen ist. Frühstmögliche Startzeit wäre demnach 04:24 Lokalzeit oder 02:24 UTC.


Vorbereitungen

Prinzipiell ist ein Sunriser nur bei wolkenfreien Wetterbedingungen mit Sichten bis zum Horizont sinnvoll. Auch wenn in Sichtweite zum Platz geflogen wird, sollte ein vorheriges Wetter-Briefing erfolgen, um gegen Überraschungen gerüstet zu sein. In klaren Nächten mit hinreichend Feuchtigkeit in der Luft besteht die Gefahr von Nebelbildung am Morgen. Besonders bei Plätzen in Nähe zu Gewässern. Wer vor Sonnenaufgang startet, riskiert diesen nach Sonnenaufgang nicht mehr erreichen zu können. Wie das aussieht, kann hier nachgelesen werden: „Nebel verschwindet - Erfahrung bleibt“. Von daher ausreichend Sprintreserven mitführen und/ oder einen höhergelegenen Flugplatz als Alternate einplanen.

Wird ein Sonnenaufgang mit einem Streckenflug von A nach B kombiniert, so ist in der Flugplanung ein weiterer, schnell vergessener Aspekt zu berücksichtigen: Hat der Zielflugplatz zur Ankunftszeit auch geöffnet? Ein Blick in die AIP, Fliegertaschenkalender oder meinetwegen Website mit den Betriebszeiten des Platzes hilft weiter. Im Zweifel PPR Regelungen beachten und dieses ein paar Tage zuvor telefonisch klären.

Zuletzt ein weiterer Punkt bei größeren Plätzen mit regelmäßigen Linienflügen: Quasi mit Platzöffnung erfolgen die ersten Starts und Landungen von Airlinern. Hier stellt sich wochentags die Frage, ob man da als langsamer, kleiner VFR Flieger wirklich am frühen Morgen zur Rush-Hour stören möchte.

Damit es entspannt losgehen kann, empfiehlt es sich sein Equipment am Abend zuvor „alarmbereit“ zu machen. Das Reisegepäck sollte verstaut, die Maschine betankt und im Hangar möglichst in „Pole Position“ aufgestellt sein. Eine wichtiger Punkt am frühen Morgen ist die passende Beleuchtung. Wer SERA-konform 52 Minuten vor Sonnenaufgang starten möchte, stellt schnell fest: Ohne das passende Licht geht’s nicht. So kann es während der Vorflugkontrolle zum Beispiel gar nicht hell genug sein. Ideal wenn der hell erstrahlte Hangar da genug Licht abwirft. Ansonsten sind helle Taschenlampen oder LED-Strahler genauso gut.

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Später im Cockpit kehrt sich dieses Prinzip um. Hier gilt es die Augen langsam auf die Dämmerung zu gewöhnen. Zu helles Licht im Panel - und das kann bereits eine hell strahlende Diode sein - ist nicht nur störend, sondern erzeugt durch das Blenden Stress. Das menschliche Auge muß sich ständig neu auf wechselnden Lichtverhältnisse einstellen. Gebastelte LED-Eigenkonstruktionen oder beleuchtete Instrumente erweisen sich alles andere als ideal wenn diese nicht in Ihrer Helligkeit regulierbar sind. Von daher eignen sich komplett unbeleuchtete Panels in Kombination mit einer fest befestigten, dimmbaren Astro-Taschenlampe fast noch am besten für Dämmerungsflüge.

Cockpitbild im Dunklen

Gleiches gilt für EFIS oder Moving Maps. Ohne eine regulierbare Helligkeit empfehle ich diese - sofern möglich - ausgeschaltet zu lassen. Zwar mögen viele Geräte technisch über eine Dimmung verfügen, praktisch betrachtet scheitert es oft an der umständlichen Bedienung, wo ein Nachjustieren nicht „mal eben“ möglich ist. Wer auf Strecke auf digitale Helferlein nicht verzichten mag, für den ist die Kombination aus Apple iPad und Jeppesen VFR möglicherweise ideal. Aus meiner Sicht bietet dieses Gespann die beste Moving-Map Lösung, wenn es darum geht die Display-Helligkeit unkompliziert und schnell zu regulieren.

Doch genug vorbereitet. Wir sind keine NVFR Flieger! Wir brauchen die Sonne:

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Ein Sunriser sollte auf jeder „Bucket-List“ eines Sportpiloten stehen. Dabei muß nicht zwangsläufig minutengenau mit Beginn der Dämmerung gestartet werden. 52 Minuten vor Sonnenaufgang ist es wirklich noch dunkel und für manche ein Flug grenzwertig. Wer in der Platzrunde allein oder mit mehreren Fliegerkollegen den Sonnenaufgang geniessen möchte, dem reichen auch 20 Minuten vorher locker aus.

In diesem Sinne geniesst den längsten Tag im Jahr und fliegt immer safe,

Euer Tomas Jakobs