Wahre Helden
23.06.16 11:58 Ausbildung | Allgemeines
Wer kennt sie nicht diese Tage, an denen morgens früh die graue, kleine Murmel im Kopf nicht wirklich auf Fahrt kommen will.
Selbst nach dem dritten oder vierten Kaffee noch nicht. Ja doch, es war eine kurze Nacht und zum Frühstück bleibt auch keine Zeit mehr, will man irgendwie noch pünktlich auf der Arbeit erscheinen.
Der Vormittag verläuft in genauso bescheidenen Bahnen wenn die lieben Kollegen, Kunden und Vorgesetzte gleichermaßen es immer wieder schaffen, Ihre Äffchen mit Ihren Problemen auf Deinem Schreibtisch abzuladen. Monkey Business - jetzt sind es Deine Probleme. Können die nicht einfach nur normal nerven? So wie an anderen Tagen auch? Gegen die Müdigkeit gibt’s erstmal einen Pott Kaffee, gegen die beginnende Kopfschmerzen eine Aspirin. Weiter geht’s!
Es kann nur noch besser werden denkst Du, denn nachmittags ist früher Feierabend und ein entspannter Flug mit Passagier geplant. Du bist mit Deiner Lieblingsmaschine unterwegs, auf die Du Dich schon die ganze Woche freust. Und Fliegen macht Dir nicht nur einfach Spaß, Du bist voll in Deinem Element. Es ist pure Passion!
Auch das Wetter verspricht stabil zu bleiben... denkst Du Dir noch, während Du versuchst Dein Mittagessen intus zu bekommen. Denn ein richtiges Hungergefühl will sich an so einem Tag wie heute nicht wirklich einstellen.
Eigentlich hätte der komische Geschmack der Sahnesoße Dich schon mißtrauisch machen sollen. Als wenig später Deine Kollegen, die natürlich vom gleichen Menü gekostet haben, in ungewohnt häufiger Frequenz die Toilette aufsuchen, beginnt es Dir auch irgendwie im Magen flau zu werden. Hast Du heute im wörtlichen Sinne die Rechnung ohne den Wirt gemacht?
Da meldet sich Deine Freundin am Telefon und erinnert Dich in Ihrer liebevollen Art an den seit langem geplanten und immer wieder verschobenen Abend mit den Schwiegereltern. „Komm bitte pünktlich nach Hause. Der Abend ist mir sehr wichtig.“ klingt ja noch freundlich, wenn da nicht noch der nachfolgende Satz wäre: „Wenn das wieder nicht hinhaut, müssen wir beide ernsthaft miteinander reden“.
Daß Dich kurz vor Feierabend der neue Milchbubi aus der Teppich-Etage mit seinem Einstand - es gab Brot-Häppchen und ein Gläschen Sekt - um eine halbe Stunde vom wohlverdienten Feierabend gebracht hat - geschenkt - dann geht’s eben vom Büro direkt zum Flugplatz - der Passagier wartet schon.
Im englischen Sprachraum gibt es ein kurzes Merksätzen, eigentlich eher eine Frage: I’M SAFE?
I’M SAFE steht stellvertretend für die jeweils ersten Buchstaben Illness, Medication, Stress, Alcohol, Fatigue und Eating. Eine deutsche Übersetzung existiert nicht, Diese müsste sinngemäß „K’M SAEE“ lauten wenn die gleichen Begrifflichkeiten Krankheit, Medikation, Stress, Alkohol, Ermüdung und Ernährung bemüht werden sollen. Mit Blick auf den oben beschrieben Tagesablauf gehen wir die einzelnen Punkte dieser I’M SAFE Checkliste einmal gedanklich durch:
Ja ich gebe zu, bei dem Tagesablauf oben habe ich ein wenig übertrieben. Ich wette aber, vielen von uns kommt so ein Tag irgendwie doch ziemlich bekannt vor. Wenn gleich mehrere Punkte der I’M SAFE Checkliste nicht passen, dann sollte die logische Konsequenz lauten: „Nein, an einem solchen Tag fliege ich nicht!“
Diese Entscheidung verlangt viel Mut. Denn für Außenstehende ist diese meist nicht nachvollziehbar. Gerade dann, wenn die Maschine startbereit und das Wetter ideal sind. Unverständnis und Enttäuschung, manchmal auch Geschwätz, Spott oder Hohn sind da einem sicher.
Stellt Euch vor jedem Flug die I’M SAFE Frage und habt den Mut - auch gegen Widerstände - ein „Nein“ zu sagen! Das ist deutlich heldenhafter als ein Kavalierstart oder tiefer Überflug.
fliegt always safe,
Euer Tomas Jakobs
Selbst nach dem dritten oder vierten Kaffee noch nicht. Ja doch, es war eine kurze Nacht und zum Frühstück bleibt auch keine Zeit mehr, will man irgendwie noch pünktlich auf der Arbeit erscheinen.
Der Vormittag verläuft in genauso bescheidenen Bahnen wenn die lieben Kollegen, Kunden und Vorgesetzte gleichermaßen es immer wieder schaffen, Ihre Äffchen mit Ihren Problemen auf Deinem Schreibtisch abzuladen. Monkey Business - jetzt sind es Deine Probleme. Können die nicht einfach nur normal nerven? So wie an anderen Tagen auch? Gegen die Müdigkeit gibt’s erstmal einen Pott Kaffee, gegen die beginnende Kopfschmerzen eine Aspirin. Weiter geht’s!
Es kann nur noch besser werden denkst Du, denn nachmittags ist früher Feierabend und ein entspannter Flug mit Passagier geplant. Du bist mit Deiner Lieblingsmaschine unterwegs, auf die Du Dich schon die ganze Woche freust. Und Fliegen macht Dir nicht nur einfach Spaß, Du bist voll in Deinem Element. Es ist pure Passion!
Auch das Wetter verspricht stabil zu bleiben... denkst Du Dir noch, während Du versuchst Dein Mittagessen intus zu bekommen. Denn ein richtiges Hungergefühl will sich an so einem Tag wie heute nicht wirklich einstellen.
Eigentlich hätte der komische Geschmack der Sahnesoße Dich schon mißtrauisch machen sollen. Als wenig später Deine Kollegen, die natürlich vom gleichen Menü gekostet haben, in ungewohnt häufiger Frequenz die Toilette aufsuchen, beginnt es Dir auch irgendwie im Magen flau zu werden. Hast Du heute im wörtlichen Sinne die Rechnung ohne den Wirt gemacht?
Da meldet sich Deine Freundin am Telefon und erinnert Dich in Ihrer liebevollen Art an den seit langem geplanten und immer wieder verschobenen Abend mit den Schwiegereltern. „Komm bitte pünktlich nach Hause. Der Abend ist mir sehr wichtig.“ klingt ja noch freundlich, wenn da nicht noch der nachfolgende Satz wäre: „Wenn das wieder nicht hinhaut, müssen wir beide ernsthaft miteinander reden“.
Daß Dich kurz vor Feierabend der neue Milchbubi aus der Teppich-Etage mit seinem Einstand - es gab Brot-Häppchen und ein Gläschen Sekt - um eine halbe Stunde vom wohlverdienten Feierabend gebracht hat - geschenkt - dann geht’s eben vom Büro direkt zum Flugplatz - der Passagier wartet schon.
Im englischen Sprachraum gibt es ein kurzes Merksätzen, eigentlich eher eine Frage: I’M SAFE?
I’M SAFE steht stellvertretend für die jeweils ersten Buchstaben Illness, Medication, Stress, Alcohol, Fatigue und Eating. Eine deutsche Übersetzung existiert nicht, Diese müsste sinngemäß „K’M SAEE“ lauten wenn die gleichen Begrifflichkeiten Krankheit, Medikation, Stress, Alkohol, Ermüdung und Ernährung bemüht werden sollen. Mit Blick auf den oben beschrieben Tagesablauf gehen wir die einzelnen Punkte dieser I’M SAFE Checkliste einmal gedanklich durch:
- Illness - Bin ich krank oder habe ich Symptome einer beginnenden Krankheit? Wie war das nochmal mit dem flauen Gefühl im Magen?
- Medication - Nehme ich verschreibungspflichtige oder auch nicht verschreibungspflichtige Medikamente wie zum Beispiel Kopfschmerztabletten?
- Stress - Bin ich psychologischen Belastungen ausgesetzt? Das müssen nicht nur die grundlegenden Existenzängste oder Sorgen um die Gesundheit sein. Auch ein dumm gelaufener Arbeitstag oder so kleine Dinge wie die Ermahnung der Lebensgefährtin erzeugen Stress und können zu Entscheidungen führen, die man unter normalen Umständen nicht gemacht hätte.
- Alcohol - Habe ich innerhalb der letzten 24h Stunden getrunken? Wie war das mit dem Gläschen Sekt auf nüchternen Magen?
- Fatique - Bin ich körperlich erschöpft? Wann habe ich zuletzt und wie lange geschlafen? Auch wenn der Geist in Vorfreude auf einen Flug hellwach und voller Energie ist: Auf schlechter Hardware kann selbst die beste Software nicht gut ablaufen.
- Eating - Habe ich genügend Power, um die Anstrengungen und den Stress eines Fluges zu meistern? Gerade zum Ende - bei der Landung - sind nochmal alle Ressourcen und Sinne des Piloten gefordert. Und gerade bei Flügen mit Passagieren bedarf es einer erhöhten Aufmerksamkeit.
Ja ich gebe zu, bei dem Tagesablauf oben habe ich ein wenig übertrieben. Ich wette aber, vielen von uns kommt so ein Tag irgendwie doch ziemlich bekannt vor. Wenn gleich mehrere Punkte der I’M SAFE Checkliste nicht passen, dann sollte die logische Konsequenz lauten: „Nein, an einem solchen Tag fliege ich nicht!“
Diese Entscheidung verlangt viel Mut. Denn für Außenstehende ist diese meist nicht nachvollziehbar. Gerade dann, wenn die Maschine startbereit und das Wetter ideal sind. Unverständnis und Enttäuschung, manchmal auch Geschwätz, Spott oder Hohn sind da einem sicher.
Stellt Euch vor jedem Flug die I’M SAFE Frage und habt den Mut - auch gegen Widerstände - ein „Nein“ zu sagen! Das ist deutlich heldenhafter als ein Kavalierstart oder tiefer Überflug.
fliegt always safe,
Euer Tomas Jakobs