Berufsflieger kennen die "sterile Cockpit Rule" für kritischen Flugphasen. Unterhalb FL100 kurz vor der Landung oder nach dem Start hat ein Cockpit frei von allen Ablenkungen zu sein. Hand auf's Herz, diese Regel macht auch für uns Sportpiloten Sinn, gilt es doch maximale Aufmerksamkeit und Konzentration abzurufen.

Denken wir diese Regel weiter: Wie sieht unsere "Arbeitsumgebung" aus? Schauen wir uns einmal an, was so für "Zeugs" quer verteilt über die verschiedenen Ablagen im Cockpit herum liegt:

• Checklisten, Bordbücher, Betriebshand- und Flugbücher, Lizenzen, Karten
• Smartphones, Tablets und Ladekabel
• Die Steigerungsform: Frei hängend an einem Saugnapf im Panel befestigt (dazu gleich mehr)
• Stifte, Geldbörse, ActionCam, Akkubank, Sonnenbrille, Wasserflasche
• Den Rucksack ungesichert im Fußraum oder auf dem Pax-Sitz
• Den immer benötigten Schraubendreher, das Kleingeld, Schmierzettel, Kotztüten etc.

Auf einem Überführungsflug erwischte mich vor einigen Jahren eine Böenwand über den Kyffhäuser Bergen. Von Norden kommend wurde die Maschine plötzlich mit einem Schlag gepackt und sackte sofort durch. Für Sekundenbruchteile gab's ein Apollo 13 Feeling: Alles leichte Zeugs schwebte wie in der Schwerelosigkeit um mich herum. Das Navigations-Tablet hat es von seiner Saugnapf-Halterung im Panel gerissen und es baumelte nur noch am USB Kabel befestigt über den Kippschaltern, das Funkgerät war bereits ausgeknipst. Und als ob das nicht schon genug wäre, klappte gleichzeitig die C42-Seitentür auf der Pax-Seite auf. Zwar war ich alleine unterwegs, doch befand sich neben mir mein Reise-Rucksack inkl. Notebook, natürlich ungesichert.

Das Erlebnis führte nicht nur zu einer außerplanmäßigen Landung im schönen Sömmerda zum Aufräumen und wieder "runterkommen" sondern bewirkte auch ein Umdenken was eine aufgeräumte und sterile "Arbeitsumgebung" anbetrifft. Und erst im Nachgang realisierte ich, wie gefährlich die klapperige "Saugnapf-Konstruktion" des Tablets direkt über den Magnetschaltern war.




Seitdem achte ich auf so manche Kleinigkeiten, die in keiner Checkliste wiederzufinden sind:

• Keine Saugnäpfe im oder über dem Panel (im Sichtfeld!)
• Das Wichtigste (Geldbörse, Smartphone, Stifte) immer am Mann halten
• Kniebretter sind nur sinnvoll, wenn diee auch am Knie befestigt sind
• Kein loses, leichtes Zeugs wie Brillen, Schlüssel, Stifte und Zettel in den Ablagen
• Reisetaschen gehören ins Compartment oder unter den Sitz
• Wenn Taschen am Sitz, dann immer angeschnallt
• Nicht benötigte Kopfhörer gehören sicher verstaut und weggepackt

Ein aufgeräumtes Cockpit mit fest angebrachten Gerätschaften und ordentlich verstautem Kleinkram ist sicherheitsrelevant. Und es muß nicht immer die Windböe oder "Luftloch" sein. Eine abrupte Richtungsänderung z.B. zum Ausweichen einer anderen Maschine in der Platzrunde, reicht vollkommen aus. Fliegt alles um einen herum, ist es ist vorbei mit der Aufmerksamkeit.

In diesem Sinne, fliegt immer safe!

Euer Tomas Jakobs

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