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Polartour 2018 - Teil VI - Polarkreis

Yes! Der Polarkreis ist geknackt! Bei heissem Sonnenwetter bin ich heute mittag im T-Shirt über das Vorfeld von Kiruna spazieren gegangen. Genauer gesagt ich musste eine Zwangspause einlegen da der Tankautomat mit einem Hinweis überklebt war, den Tankwärter zu rufen. Unglücklicherweise wurde aber eine Norwegian Air erwartet, so daß ich knapp eine Stunde am GA Vorfeld pausieren durfte, bis ich an die Reihe kam.

norwegian

Es war keine verlorene Zeit, denn ich habe diese genutzt mir nochmals die Wettersituation in Hinblick auf den Rückflug anzuschauen. Eine Entscheidung musste getroffen werden. Das ist das Wetterbriefing vom Sonntag MIttag für die Rückflugtage Montag und Dienstag:

mo

di

Die zuvor angedachten Optionen am Montag mit einer Seitwärtsbewegung entweder im Westen über die Lofoten oder im Osten über Finnland das schlechte Wetter einfach zu umfliegen, um dann am Dienstag in das Zwischenhoch nach Schweden vorzustoßen, erschienen immer weniger möglich. Einerseits begann die über Schweden noch einheitliche Front immer mehr auszufransen und breiter zu werden, anderseits schrumpft das Zwischenhoch immer weiter zusammen und wird von dem nächsten Ausläufer von Süden eingeholt. Mit Blick auf den Nordatlantik, erkennt man eine Idealzyklone wie fast aus dem Lehrbuch.

Ich habe an den Hinflug nach Kiruna gedacht, der trotz CAVOK Wetter aufgrund der wellenartigen und turbulenten Luft für einen Motorflieger recht bumpy war. Ich habe es zuerst mit FL55 ausprobiert, dann mit FL75. Keine Besserung in Sicht. Ich überlegte noch höher auf FL95 zu gehen, gab es aber auf. Dann ist's halt so. Bei einer OAT um die Nullgradgrenze wurde mein Track daher auch ein wenig durch das Ausweichen der einen oder andern Wolke ein wenig eckiger. Ein Segler hätte es bestimmt toll gefunden von Welle zu Welle zu kommen, die sogar mit dem Auge auszumachen waren. Ich jetzt so weniger.

wellen

Dann schweifte mein Blick rüber nach Westen auf die imposante Gebirgsformation, die Schweden von Norwegen trennt. Du fliegst schon auf FL75 und schaust Immer noch nach oben. Ich dachte zurück an meine Alpeneinweisung vor ein paar Jahren und an den Respekt, den ich da vor dem Gebirge bekommen habe. Hier in Skandinavien gibt es für mich eigentlich nur einen Weg und zwar oben drüber hinweg irgendwo ab FL95 wenn ich der MEF im Jeppesen nachgehe, die westlich von Kiruna bei 9000 Fuß liegt.

berge

Zuletzt dachte ich an den schönen Flugplatz Gargnäs ESUG und wie herzlich ich dort von Osten Dahlström empfangen wurde. Und ein Bed & Breakfast nahe dem Flugplatz auf meinem Weg zur Tankstelle habe ich dort ebenfalls entdecken können. Schweren Herzens aber mit dem guten Gefühl, mich richtig entschieden zu haben, habe ich in Kiruna den Flugplan wieder zurück nach Gargnäs aufgegeben. Das Nordkapp muß warten. In diesem Moment begann es dort, wo die Norwegian Air stand, lauter zu werden. Boarding war beendet und die Triebwerke wurden angelassen und ein wenig später kam auch der Tankwart mit seinem Tankfahrzeug in meine Richtung gefahren.

Was ich mir nach dem Auftanken bis zum Erhalt meiner ACK für den Flugplan noch gegönnt habe war ein VFR Sightseeing Flug innerhalb der Kontrollzone von Kiruna. Die nette Lotsin am Turm hat mitgespielt, ich sollte unter 3000 Fuß bleiben und am nördlichen Berg seien Paraglider unterwegs. Ansonsten könnte ich mich frei in der Kontrollzone bewegen (mit Außnahme der EDRs im Süden natürlich).

kirnua


kiruna2

Zu Gargnäs werde ich noch einen Extra-Blog schreiben. Der Flugplatz ist echt die Entdeckung auf meiner diesjährigen Polartour. Am Abend im Hotel angekommen war die Reihenfolge klar: Zuerst Dusche (nach 2 Tagen wurde es Zeit), dann Fußballspiel Deutschland-Mexiko (hätte ich mir sparen können) und dann Bett. Ich merkte bereits am Rückflug an so kleinen Unaufmerksamkeiten, daß ich nach den beiden Flugtagen und der improvisierten Übernachtung im Clubheim in Söderhamn doch einem Ruhetag brauche. Der Wert eines Schlafplatzes in einem Hotel mit Fliegenschutznetzen an den Fenstern ist in Schweden unbezahlbar.

Ach so, dieser Screenshot darf natürlich nicht fehlen. Genauso wenig der Hinweis: Ich hatte mitten in der Pampa am Polarkreis in FL75 noch LTE. So konnte ich mir unterwegs noch die METARs von Östersund ESNZ und Vilhemlina ESNV ziehen und anhand der absinkenden Cloudbase dort die anrückende Regenfront im Blick halten.

polarkreis


Zum nächsten Teil der Reise...