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Polartour 2019 - Teil IV - Zurück nach Schweden

Was bisher geschah:
Polartour 2019 - Teil I
Polartour 2019 - Teil II
Polartour 2019 - Teil III

Am Dienstag Morgen geht es wieder zurück aus der norwegischen Fjordlandschaft in das fast schon vertraute schwedische Hochland. Der Flugplan war am Vorabend nach dem Nordkapp-Flug aufgegeben. Grund für die Eile? Das Wetter.

Das vorherrschende Hoch über Finnland wanderte weiter ostwärts und machte Platz für ein nachrückendes Frontsystem aus Süd-West, das jedoch deutlich langsamer wie erwartet Richtung Nord-Ost zog. In der Zwischenzeit wurde die Luft über Nordschweden labiler und es entwicklen sich kräftige, lokale Schauer und CBs.

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Das ideale Fenster für den Rückflug zeigt sich bei windy.com zwischen 10 bis 13 Uhr. Doch hat alles im Leben einen Preis. Erkauft ist dieses Zeitfenster mit einem konstanten Gegenwind. Der sich wiederum nachteilig auf den Kraftstoffverbrauch und der Flugzeit auswirkt. Hinzu kommen die genannten isolierten Schauer und Gewitter, die den einen oder anderen Umweg und eine niedrigere Flughöhen bedeuten. Doch ist das alles das Beste, was die verschiedenen Klimamodelle für die kommenden Tage vorhersagen. Das nächste Zeitfenster öffnet sich wieder erst am Donnerstag, wenn überhaupt.

Ich habe mich entschieden nicht nach Gargnäs sondern zuerst nach ESNX Arvidsjaur etwas weiter östlich zu fliegen. Das verschafft mir nicht nur einen Margin von etwa 20 Flugminuten sondern reduziert auch ein wenig den Gegenwind, der mir sonst direkt auf die Nase wehen würde. Bei einer Flugzeit von bereits 2:40h ein wichtiger Faktor. Rechne ich konservativ mit einem Verbrauch von 20 Litern/ Flugstunde so komme ich auf eine Spritmenge von 54l bei insgesamt nur 73 ausführbaren Litern.

Für deutsche Verhältnisse erscheint die Kalkulation nicht knapp. Im schwedischen Hochland, wo der nächste Flugplatz 70-100 km weit entfernt ist, sieht’s anders aus. Meine selbstgesetzte 2h-Regel würde besagen, diesen Flug nicht anzutreten. Nur aufgrund des Umstandes, mit ESNG Gällivare, ESNJ Jokkmokk und ESPE Vidsel gleich drei Plätze entlang der Strecke zu haben, entschied ich mich nach einer Risk-Benefit Abwägung doch zum Flug. Als Destination selbst scheiden diese Plätze mangels AVGAS-Versorgung aus. Vidsel selbst ist zudem auch ein Militär-Flugplatz mit strikt PPR. Als Alternate bei Kraftstoffmangel erfüllen diese Plätze Ihren Zweck. Und ich habe ja noch mein TurtlePac zum Tanken an einer normalen Pkw-Tankstelle dabei.

Nach dem leckeren Frühstücksbuffet im Hotel ging es mit dem Taxi zum Flugplatz. Das "Cleared for Take-off Runway 29" gab's um 08:20 UTC.

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Nachfolgend der markante Felsen im Anflug auf die 11 und der Blick zurück zum Platz aus dem Querabflug 29.

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Der Climb auf FL100 blieb mir anfangs verwehrt. Ich musste ein Stück innerhalb der TMA auf 3500 Fuß bleiben und durfte erst weiter südlich steigen. Anders als am Hinflug, gab es für den knapp 10-minütigen Durchflug des finnischen Luftraumes einen Frequenzwechsel rüber nach Helsinki.

Auf schwedischer Seite begrüssten mich die ersten vereinzelten Cumulus Wolken. Anfangs noch deutlich unterhalb FL100 und in überschaubaren Mengen. Später in voller Entwicklung und sowohl in Anzahl und Obergrenze ansteigend.

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Als die Abstände zu den Wolken immer geringer wurden ließ ich mich nach unten auf FL65 fallen, um VMC halten zu können. Zugleich meinte eine dicke, fette, dunkle Zelle mitten auf meinem Flugweg Absonderungen nach unten fallen lassen zu müssen. Ein unschöner Knick im ansonsten schnurgeraden FR24 Track. Für genau diese Art von Umweg habe ich mir zuvor den notwendigen Margin verschafft.

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Etwa eine Stunde später zwischen Vidsel und Arvidsjaur standen 5 weitere Zellen wie an einer Perlenkette aufgereiht vor mir. Sie waren jedoch deutlich kleiner und harmloser, so daß ich mich zwischen diese durchmogeln konnte.

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Alles zu seinem Preis. Diesmal auf Kosten der Flughöhe. Es ging weiter auf FL35 auf der ich in Anbetracht des knappen Sprits und der verbliebenen Flugzeit von 15 Minuten verblieb. Etwa bei einer ETE von 10 Minuten meldete der Annunciator akustisch und visuell, daß ich rechts auf Reserve runter bin. Passt! Mit dem verbliebenen Sprit könnte ich sogar noch weiter nach Gargnäs fliegen. Ich entscheide mich trotzdem zur sicheren Landung und dem Nachtanken.

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Erneut genau richtig kalkuliert. Mit einer Restmenge von knapp 15 Litern bin ich in sicher in Arvidsjaur gelandet. Der Platz war geschlossen und wie in Schweden üblich See & Avoid, Blindcalls funken und einfach landen. Noch vor dem Aussteigen den Flugplan schliessen.

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An der Tankstelle war ich nicht allein, eine Cessna 172 machte sich bereit. Im kurzen Plausch mit dem Piloten stellten wir beide fest, daß wir die gleiche Destination haben. Es war ein Fluglehrer, der auf seinen PPL Schüler wartete und mit diesem ein paar Landungen in Gargnäs machen wollte. So ein Zufall. Der knapp 20 Minuten lange Flug dorthin erfolgte daher in Formation. Da ich der langsameren Cessna die Führung überlies, war es wohl eine schwedische Rotte ;-)

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Gargnäs hatte mich wieder und wenn alles klappt, geht’s morgen, dem 24.07. wieder zurück nach Deutschland.

Euer Tomas Jakobs


Zum nächsten Teil der Reise...