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Polartour 2019 - Teil V - Rückflug

Was bisher geschah:
Polartour 2019 - Teil I
Polartour 2019 - Teil II
Polartour 2019 - Teil III
Polartour 2019 - Teil IV


Wie zuvor der Hinflug, so war auch der Rückflug von morgens früh bis spät abends durchgeplant. Ziel war es, am Abend in Münster das wohlverdiente Landebier geniessen zu dürfen. Der signifikante Unterschied zum Hinflug: Ich fliege nicht am Wochenende, sondern in der Woche. Das hat den Vorteil, daß die größeren Plätze meist geöffnet sind (NOTAMs beachten). Im Gegenzug sollte ich bei den kleineren Plätzen nicht darauf vertrauen, dort jemanden anzutreffen. Da auf den größeren Flugplätzen eher ein schnellerer und reibungsloserer Umlauf gewährleistet ist, passt das ganz gut in meine Planung.

Bevorzugt habe ich mir Plätze zum Nachtanken ausgesucht, wo es nicht nur AVGAS gibt sondern wo ich auch noch nicht war. Für heute waren das ESSD Borlänge und ESMX Kronoberg auf der schwedischen Seite sowie jenseits der Ostsee EDHL Lübeck auf der deutschen Seite.

Geschrieben ist der Blog mit einigen Tagen Abstand. Daher bitte nicht wundern, wenn das Datum oben 01.08.2019 anzeigt. Der Rückflug erfolgte bereits am 24.07.2019. In der Zwischenzeit habe ich auch eine Bildergalerie eingestellt.

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Anders wie in Deutschland wo mit ganztägig geöffneten Flugplätzen gerechnet werden darf, ist das in Schweden nicht ganz so einfach. Prinzipiell ist es hier egal, ob ein Flugplatz geöffnet ist oder nicht. Gelandet und gestartet wird trotzdem. Im schlimmsten Fall ist niemand da und man muß hoffen, daß der Tankautomat funktioniert. Von daher habe ich schon versucht meine Landezeiten mit den Öffnungszeiten so zu koordinieren, daß die Flughäfen auf jeden Fall geöffnet sind.

Zugleich wollte ich auch testen, ob die in Alta genutzte Rocket Route Marketplace App so funktioniert wie beworben. Beim Aufgeben der Flugpläne noch am Vorabend habe ich daher zugleich auch die benötigten Spritmengen geordert. Um es gleich direkt und von Anfang an klar zu sagen: Die App selbst und das ganze Konzept dahinter sind Gaggelfax! Finger weg!

Sowohl Tankwärter wie auch Pilot haben mit zusätzlichem Aufwand und Papierkram zu tun. Von Vereinfachung oder schnelleren Abläufen keine Spur. An Tankstellen, wo ich im voraus Kraftstoff bestellt habe, wusste niemand Bescheid. Ich habe dann mit meiner normalen Kreditkarte bezahlen dürfen und später über die App die gekauften Spritmengen wieder stornieren dürfen. In Lübeck erfuhr ich im Gespräch mit dem sehr freundlichen Tankwärter, daß da vor zwei Jahren was war, wo sich welche mit diesem Konzept vorgestellt hätten. Seitdem wurde niemand damit gesehen und ich sei jetzt der erste damit. Natürlich gab’s auch bei ihm keine Nachricht oder eine Email in seinem Postfach. Er hat extra im Büro an seinem Rechner nachgeschaut. Eine BP Card ist eindeutig die bequemere und vor allem funktionierende Option und Empfehlung für Skandinavien.

Von den Tankstellen Gesprächen und App-Spannungseinlagen abgesehen verlief der Rückflug entspannt und ohne Vorkommnisse. Die vielen TMAs im südlichen Teil von Schweden habe ich wieder kontrolliert auf FL100 überflogen und zugleich auch die vielen Cumulus Wolken unter mir gelassen.

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Lediglich beim Anflug auf Kronoberg galt es eine Lücke zum Abstieg zu finden, da die Wolkendecke unter mir dichter wurde.

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Je näher ich der Ostsee im Süden kam, desto dunstiger wurde es. Ich überlegte anfangs tiefer zu gehen doch besserte sich die Sicht zunehmend und aus FL100 war am Horizont bereits die andere Küste zu erkennen. Es war nur die Schrägsicht, die so milchig trüb und undurchsichtig war. Die Erinnerung vom Rückflug aus dem letzten Jahr habe ich nicht vergessen.

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Meinen bisherigen Landeplatz Barth habe ich diesmal links liegen gelassen und bin nach dem Plfichtmeldepunkt SALLO die Küste entlang auf direkten Kurs nach Lübeck gegangen. Normalerweise ist man ja bemüht die Zeit über Wasser möglichst kurz zu halten. Da die Küste stets in Segel-Reichweite war und der Rotax nicht wusste, daß er gerade über der Ostsee ist, setzte ich den Kurs fort. Übrigens eine sinnvolle und gute Funktion im Skydemon, die ich so von Jeppesen nicht kannte.

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Was mich erschreckt hat war der Flugfunk, der mir in Deutschland entgegen geworfen wurde. Da fliegst und funkst Du die letzten Tage kontrolliert und absout professionell in englisch mit anderen und dann bekommt man ohne Vorwarnung die geballte Wucht einer überfüllten FIS Laberfrequenz mit all ihren Funksprüchen zur Lebens- und Zeitgeschichte. "Wir fliegen jezt hier und gleich vielleicht dort, vielleicht auch wieder zurück aber nur wenn der Oma hinten nicht übel wird". Alles gequält mit einer Menge Äaahs und Ööööhs und mehrfachen Nachfragen und Korrekturen seitens des Lotsen, weil nicht richtig zurück gelesen oder die Hälfte vergessen wurde. Und war man bis dahin noch nicht komplett frustriert, gaben einem diese typischen „Erbitte Verlassen der Frequenz“ Anfragen gefolgt von mindestens zwei Wiederholungen eines Squawk VFR den Rest. Folglich gab bei diesem Chaos auch keine Traffic Information für die übrigen Verkehrsteilnehmer.

Im Nachhinein habe ich mich geärgert bei Eintritt in den deutschen Luftraum nicht das Angebot des Lotsen angenommen zu haben, auf Langen Radar weiter zu fliegen. Etwas später tat mir der FIS-Lotse auf der Nordfrequenz leid. Er hat sich sein Feierabend-Bier redlich verdient. Bestimmt haben die in Langen einen Raum ohne Fenster und mit schall-isolierten Wänden, wo man nach einer Schicht kurz hingehen und einmal laut zum Abreagieren reinbrüllen darf.

Nicht minder überrascht war ich von der Hitze und der Dichtehöhe über Deustchland und zugleich ganz froh, auf FL85 noch angenehme 15 Grad zu haben. Zum Vergleich: In Schweden auf FL100 lag die OAT bei 3 Grad.

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Ich habe bei Ankunft und nach dem Ausräumen und Saubermachen des Flugzeuges auf jeden Fall mein kühles Landebierchen genossen und diesen komischen Felsen im hohen Norden Europas jenseits des Polarkreises von meiner Where-To-Fly Liste abgehakt. Ein sehr gutes Gefühl.

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Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und Betrachten des Bilder,
Feedbacks sind Willkommen!

Euer Tomas Jakobs